Urlaub mit Frau Mann
von Constanze Dennig
Thomas Sessler Verlag
Urlaub, es ist Urlaub. Fällt euch da nichts Besseres ein als
Käfer zu suchen?
Sie kennen einander schon als Studenten, sind seit Jahren
befreundet und treffen sich zum gemeinsamen Erholen in einer
luxuriösen Hotelanlage in Südeuropa. Um den Swimmingpool
räkeln sich die karrierebewusste Managerin Brigitte in Begleitung
ihres Jung-Lovers Brad, die 45-jährige Lehrerin Agathe mit ihrem
Mann, dem Biologen Alfons, der 49-jährige Anwalt Mick Mann und
dessen Frau Miriam, die an Migräne leidet und die Gesellschaft
der anderen meidet. Brigitte hat diesen Urlaub genau geplant, um
alte Verstrickungen und Konflikte wiederzubeleben. Sie stichelt
gezielt über die permanente Abwesenheit Miriams, die sich im
verdunkelten Zimmer ihren Kopfschmerzen widmet. Agathe leidet
an ihrer Kinderlosigkeit, während sich Alfons in ausgedehnte
Streifzüge durch die Büsche der Macchia flüchtet, auf der Suche
nach ausgefallenen Fangschreckenarten und
Zwergwundergeckos. Er fixiert die Empusa pennata, widmet sich
der Fütterung des Therato scincus und jagt unermüdlich hinter
dem Objekt seiner Begierde, der mantis religiosa her. Alfons hat
sich nicht immer ausschließlich dem Paarungsverhalten dieser
seiner angebeteten Gottesanbeterin gewidmet, sondern war in
jungen Jahren selbst auf erotischem Gebiet nicht nur mit den hier
anwesenden Damen äußerst vielseitig tätig. Schon zu Agathes
Zeiten gab es mehr als freundschaftliche Verbindungen, sowohl
zu Miriam als auch Brigitte. Diese hat sich zum Vorsatz gemacht,
die damaligen Verhältnisse aufzudecken und alte Rechnungen zu
begleichen. Außerdem will sie Micks familiäre Idylle sprengen und
seine körperlichen Zuwendungen nicht nur während Miriams
Migräneattacken genießen. Kaum ist die Mantis religiosa
eingefangen, ist sie schon wieder aus Alfons` Botanisiertrommel
verschwunden. Auf der Suche nach dem eigenwilligen Getier, das
im schönsten Moment das Männchen auffrisst, kommt es zu
folgeschweren amourösen Verwicklungen. Auch Brad ist den
Fangarmen der älteren, finanzkräftigen Geliebten entwischt und
sucht Schutz, tja wo? Etwa im abgedunkelten Zimmer der
permanent abwesenden Frau Mann?
Wir sind noch in einem Alter, in dem wir noch einen anderen
Weg einschlagen können. In kurzer Zeit ist es damit vorbei...